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3-Monats-Kolik

Jeder kennt sie, jeder fürchtet sie und keiner weiß eigentlich so richtig was es ist. Die 3-Monats-Kollik wird häufig diagnostiziert wenn die kleinen ohne ersichtlichen Grund schreien und meist wird diese mit Bauchweh verbunden, doch nur selten ist dies wirklich der Fall.

Auch wir waren von diesem Phänomen betroffen, doch Bauchweh war es bei uns nicht immer.

Mein Winterkind war da und eigentlich sollte alles perfekt sein, doch dieses kleine Bündel schrie sich ständig die Seele aus dem Leib und keiner wusste wieso….Ich war verzweifelt, hatte Angst und war einfach total überfordert mit dieser Situation. So ging ich also zu meinem Kinderarzt und ohne mein Kind überhaupt richtig angeschaut zu haben wurde die 3-Monats-Kolik diagnostiziert und eine Palette von Medikamenten, die helfen sollen aufgeführt. Zu nächst bekamen wir Lefax, ein Medikament das die angesammelte Luft die beim Stillen oder beim Schreien mit in den kleinen Bauch gelangt, binden sollte damit diese besser „abgepupst“ werden konnte. Doch pupsen konnte er eigentlich schon von Anbeginn wie ein Weltmeister. In meiner Verzweiflung war mir aber jedes Mittel recht, also gab es ab jetzt Lefax-Tropfen, Winterkind gefiel es, denn sie schmeckten wunderbar nach Banane. Doch am Schreien änderte sich nix, im Gegenteil, gerade zu den Abendstunden wurde das schreien mehr und mehr.

Also gingen wir wieder zum Kinderarzt, diesmal kamen wir mit BiGaia wieder raus. Eigentlich ist BiGaia ein Nahrungsergänzungsmittel und soll helfen die Darmflora aufzubauen, an sich nichts schlechtes aber nicht wirklich nötig wenn das Schreien nicht vom Bauchweh kommt. BiGaia wirkt nicht sofort und muss über einen bestimmten Zeitraum angewendet werden um eine Besserung festzustellen.

Nach 3 Wochen wurde es aber immer noch nicht besser und so ging es wieder hin zum Kinderarzt, Winterkind, mittlerweile 5 Wochen alt und mitten im ersten Schub, schrie nämlich immer noch wie ein Weltmeister.

So langsam gingen ihr die Ideen aus und ich sollte eine strenge „Diät“ halten, keine blähenden Sachen, nichts mit Säure und am besten keine Milchprodukte. Ich hielt mich daran, im Nachhinein war es totaler Quatsch, zumindest der Rat auf blähendes zu verzichten. Muttermilch wird aus Blut gebildet und nicht aus den Sachen die man zu sich nimmt. Es kommt nur ein geringer Anteil von den blähenden Stoffen in den Blutkreislauf und somit in die Muttermilch und diese reichen bei weiten nicht aus um eine Reaktion beim Baby hervorzurufen. Natürlich brachte auch das keine Besserung also standen wir immer noch vor demselben Problem nur ohne Lösung.

Also tat ich das einzig richtige, anstatt weiter nach Gründen zu suchen wieso, weshalb und warum mein Baby schreit nahm ich es einfach so an wie es war. Er schrie und das war ok, ich war für ihn da, ich nahm ihn hoch wenn er es brauchte, ich stillte wenn er es brauchte und ich ließ ihn in Ruhe wenn er es brauchte. Mehr konnte ich nicht tun, denn aus Medizinischer Sicht war alles in Ordnung. Er war einfach überfordert, überreizt und war einfach noch nicht in der großen, weiten Welt angekommen. So einfach war der Grund! Mein kleines Baby, das 9 Monate nichts außer die Ruhe, die Dunkelheit und das sanfte schaukeln in meinem Bauch kannte war einfach noch nicht in dieser lauten, bunten und reizüberfluteten Welt angekommen.

Babys können diese Sinnesreize noch nicht so filtern wie wir, sie nehmen jedes noch so kleine Geräusch wahr, sehen zudem alles nur verschwommen aber dafür täglich neue oder ständig wechselnde Dinge. Wir nehmen sie mit zu Freunden, zum Wocheneinkauf und überall riecht es anders, gibt es andere Geräusche und Farben und das ist einfach zu viel für so ein kleines Babygehirn. Da unsere kleinen Schützlinge nicht viele Möglichkeiten haben um ihre Gefühle auszudrücken bleibt ihnen leider nur das Schreien. Für uns als frischgebackene Eltern ist dies natürlich unerträglich, so glauben wir doch versagt zu haben. Doch das haben wir nicht. Unsere Babys brauchen jetzt Halt, Sicherheit und einfach nur den Geruch von Mama und Papa in der Nase und die verständnisvollen Arme um die Schultern.

Als ich die Situation so wie sie war annahm purzelte eine enorme Anspannung von meinen Schultern, ich konnte endlich wieder auf mein Baby eingehen. Uns half es ungemein einen relativ strukturierten Tagesablauf zu haben, ohne Stress und Hektik. So fing ich an mein Tagesablauf nach dem Baby zu richten und nicht mehr umgekehrt. Einkaufen früh um 9 Uhr? Baby, wollte aber schlafen, also wurde es auf den Nachmittag verschoben. Ganz schlimm waren, wie oben schon erwähnt, die Abendstunden. Am Abend, wenn das Baby den Tag verarbeitet, wenn Ruhe einkehrt, hat das Gehirn Zeit den Tag Revue passieren zu lassen und so kommt es das die ganzen Reize des Tages erneut auf das kleine Wesen niederprasseln und lautstark rauswollen. Um genau diese Zeit mit so wenig grauen Haaren wie möglich zu überstehen hab ich euch mal meine „Geheimtipps“ in einer Liste zusammengefasst….

  • Raum abdunkeln und nur leise Musik anmachen (nicht unbedingt AC/DC)

  • ab ins Bett oder auf die Couch und nackt kuscheln, Haut an Haut wirkt sehr beruhigend auf die kleinen

  • den Papa mit dem Kinderwagen spazieren schicken – auch ihr braucht eine Auszeit um neue Kraft zu tanken also ab in die Wanne mit euch

  • Tuch/Trage und ab auf den Peziball

  • stillen, stillen und nochmal stillen – das nennt sich Clusterfeeding (mehr dazu auf der Seite „Stillen“)

  • Familienbett oder Beistellbett

  • pucken oder teilpucken (gerade in den ersten Monaten beruhigen sich die kleinen damit viel schneller da es sie an die beengte Haltung im Mutterleib erinnert und beruhigend wirkt)

  • wenn es zu viel für euch wird dann verlasst den Raum. Ich halte nichts vom Schreien lassen aber wenn ihr merkt das die Nerven mit euch durchgehen dann trägt das Kind weniger Schaden von sich wenn es 5 Minuten alleine schreit, als wenn ihr es schüttelt oder sonstiges

  • ändert eure Grundeinstellung – wenn ihr angespannt seit übertragt ihr dies automatisch aufs Kind – ihr seid der Anker also fühlt auch so, damit sich eure Babys fallen lassen können – seht es als Kompliment – eure Babys vertrauen euch so sehr da sie ihre Gefühle offen zeigen und rauslassen können

und falls es doch am Bäuchlein liegt….

  • Traubenkernkissen oder Kirschkernkissen auf den Bauch

  • keine drückende Kleidung mit Bündchen und die Windel so locker wie möglich

  • Bauchlage oder Fliegergriff und leicht wippen dabei (da pupst es sich besser)

  • Carum carvi Zäpfchen oder Windsalbe und mit leichtem Druck im Uhrzeigersinn den Bauch massieren

  • Kümmeltee (einen Esslöffel Kümmel in heißem Wasser ziehen lassen, abseihen und dann einen Teelöffel voll dem Baby geben.)

  • die „Kackstellung“ – das Baby so halten als ob man ein größeres Kind über dem Gebüsch abhält und dann leicht wippen (war bei uns immer ein voller Erfolg)

Meist ist der Spuk aber wirklich nach den ersten 3 Monaten vorbei. Die Babys lernen zu Filtern, verstehen mehr, ihr seid in euren neuen Rolle angekommen und strahlt Souveränität aus und auch eure Babys sind angekommen und es wird einfacher und bis dahin denkt an das Mama-Mantra schlechthin „Es ist nur eine Phase“

Liebe Grüße eure

Winterkind-Mama


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